Dem Duden entnehme ich, dass Minimalismus folgende Bedeutung hat: bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste. Klingt wunderbar. Ein Leben, dass sich auf das Nötigste beschränkt - um bestenfalls Platz frei zu machen für wirklich wichtige Dinge.
Doch halt! Was ist denn überhaupt
wirklich wichtig? Und vor allem: Was ist denn nötig?
Es macht wohl Sinn, erst einmal bewusst
zu reflektieren, was denn für mich persönlich wichtig ist im Leben, bevor ich
damit beginne, Platz für etwas zu schaffen, das ich selbst nicht eindeutig
benennen kann. Eine Frage, die wohl jede*r für sich zu ergründen hat.
In diesem Blogbeitrag kann ich
nur aufführen, was bis anhin für mich wichtig geworden ist und ich als nötig
erachte. Reflexionen, welche vielleicht zu einer eigenen persönlichen
Untersuchung dieser Fragen anstossen.
Für mich wichtig ist es, da sein
zu dürfen – das Leben erleben lernen. Klingt wunderbar – vor allem wunderbar
schwammig. Aber was kann mehr dabei helfen, als weniger Dinge mit sich
herumzutragen und sich auf das Nötigste zu beschränken? Materiell wie auch
mental. Denn für mich ist die Haltung des Minimalismus nicht bloss auf materielle
Dinge zu beschränken – es ist erst ein erster Schritt, zweifelsohne ein
sehr wichtiger. Aber Erleichterung findet man wohl eher in der Fähigkeit, auch
seine mentalen Besitztümer schrittweise abzulegen.
Wie oft tragen wir die
Vergangenheit mit uns? Alte, verstaubte, schwere – v.a. oft unnütze – Gedanken,
Erinnerungen auf unseren Schultern. Zusätzlich tragen wir auch noch die Zukunft
und all die damit verbundenen Fragen, Unsicherheiten und Vorstellungen, die wir
uns ausmalen, mit uns – eine unglaublich überfüllte, schwere, unübersichtliche
Wohnung in unserem Kopf.
Kein Wunder ist es schwierig,
einmal hier zu sein und das Leben zu erleben. Ohne dabei mit den Gedanken in
der Vergangenheit zu grübeln oder sich bereits die Zukunft auszumalen, während
man sich unbewusst gerade Gabel für Gabel sein Mittagessen in den Mund schiebt
– auf das man sich eigentlich schon gefreut hat.
Wäre es nicht wunderbar, fähig zu
sein, all diese Dinge – nur schon in einigen Augenblicken des Tages – beiseite
zu legen und ein Minimalist zu sein. Erleichtert – frei – offen für Neues,
ohne uns dabei das Leben mit alten Dingen und vorgestellten Zukunftsszenarien
zu verstellen.
Wie oft schlägt man sich dabei
wohl die Zehen oder den Kopf an?
Für mich ist es wichtig, mich bestmöglich
dabei zu unterstützen, das Leben führen zu dürfen, das ich als wichtig erachte.
Denn da zu sein heisst für mich auch, da sein zu können für andere – für meine
Mitmenschen und zugleich für mich selbst. Aber auch für die einfachen Dinge des
Lebens – Alltagsaktivitäten, Haushalt, Studium, den warmen Sonnenschein, eine
leckere Mahlzeit, ein Lächeln. Für mich ist das nicht eine Haltung des
Verzichtens – viel eher der Fülle. Man erlebt das Leben in seiner Fülle. Dabei
ist auch viel Dankbarkeit.
All unsere Besitztümer sollten
letzten Endes doch eine Unterstützung sein, ein Leben führen zu dürfen, das wir
als sinnvoll, wichtig und befreiend erachten. Und nicht ein Leben zu führen,
dass von unseren Besitztümern be-lastet und verstellt ist – materiell
wie mental.
Wie oft sind wir damit
beschäftigt, unser Leben so einzurichten, dass es uns möglichst leichtfällt?
Ohne dabei zu erkennen, dass es am leichtesten fällt, wenn viel Besitz –
materiell, wie mental – wegfällt.
Interessant wird es am 4. März -
was wohl Aufräum-Coach Selim Tolga im Workshop
zum Thema Minimalismus zu berichten hat? Du bist dabei herzlichst eingeladen,
falls du mehr darüber lernen möchtest. Bis dahin kannst du nach Belieben die
Frage untersuchen: Was ist dir wichtig? Und unterstützen dich deine
Besitztümer, so leben zu dürfen – oder nicht?
Ich freue mich über deinen Kommentar!
Herzlich
Flavio Stucky
(Assistent Ref. Forum / stud. Religionswissenschaft)
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