Liebe
Studierende, liebe Freund*in des Forums
Das Weihnachtsfest, seine Bräuche und Rituale sprechen unsere Sinne an. Mannigfaltige Lichter in, um und an den Häusern entzücken. Guetzli und Glühwein sind eine Gaumenfreude. Düfte von Kerzen, Nelken, Weihrauch kitzeln die Nase. Viele singen, man nimmt sich Zeit für Konzerte. Die stacheligen Nadeln kratzen beim Schmücken des Baumes an den Händen.
Weihnachten
ist das Fest, das unsere Leiblichkeit wie kein anderes involviert. In den
vielen Bräuchen spiegelt sich die spirituelle Bedeutung des Festes: G*tt wird
leiblich! Er/sie hört auf ein philosophisches Prinzip, eine moralische Instanz oder
ein despotischer Herrscher zu sein. Sie/er erscheint als Neugeborenes in einem einfachen
Stall. G*tt kommt uns sinnlich, leiblich nahe in einem Kind, das menschliche –
unsere! - Nähe und Fürsorge benötigt, um wachsen zu können. Wahrlich eine
wundersame Umkehr üblicher Vorstellungen von Göttlichkeit!
Weihnachten
– das Fest der Sinne, der Leiblichkeit, der Berührung und Nähe. Genau solche
Nähe ist in diesem Jahr in einer Weise eingeschränkt, wie wir das noch nie
erlebt haben. Weinachten zu feiern wird zu einer Herausforderung mit
Frustrationspotential. Wie gehen wir damit um? Für manches lassen sich teilweise
befriedigende, alternative Formen finden. An diesen sollen wir uns freuen.
Anderes aber ist nicht möglich. Für einige gerade die Nähe zu Menschen, die ihnen
lieb sind. Ich möchte dafür plädieren, dass wir die entstehende Distanz, die
Lücken, das Nicht-Mögliche anerkennen und aushalten. Dass wir in und durch die
Leere unsere Sehnsucht nach Nähe, nach leiblichem Austausch und Ausdruck spüren.
Und uns durch unsere eigene Sehnsucht verbinden mit der Sehnsucht G*ttes nach
uns Menschen – und mit der Sehnsucht vieler Menschen nach G*tt, nach einem
heilen Leben.
Ich wünsche
uns allen frohe, aber auch un-erfüllte Weihnachten, in der unsere Sehnsucht uns
aufmerksam macht auf das, was für uns, was für die Welt, wichtig ist!
Mit herzlichen Grüssen
Thomas
Schüpbach-Schmid, Hochschulseelsorger
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